Immer wieder werde ich gefragt, ob ich meine Eizellspendenkinder genau so liebe wie mein eigens Eizell-Kind. Zuerst einmal möchte ich klarstellen: ES SIND MEINE KINDER! Ich bin die Mutter, ich habe sie ausgetragen, habe sie geboren und schenke ihnen die Liebe und Fürsorge, die sie brauchen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht darauf ankommt, aus welcher Zelle die Kinder kommen, sondern wie ich zu ihnen stehe und welche Beziehung ich zu ihnen habe. Die bedingungslose Liebe, darum geht es aus meiner Sicht. Es geht darum, die Kinder so zu nehmen, wie sie sind. Und es ist mir wichtig zu erwähnen, dass die bedingungslose Elternliebe nicht heisst, den Kindern alles durchgehen zu lassen. Es geht vielmehr darum, dass wir unseren Kindern auch in schwierigen Situationen beistehen und ihr Verhalten zu verstehen versuchen.
Lass uns darum diese bedingungslose Liebe mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Es bedeutet zunächst einmal, die Liebe an keine Bedingungen zu knüpfen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht sehr einfach, im realen Leben heisst das aber harte Arbeit, auch in der Beziehung zu unseren Kindern. Denn bedingungslos meint, unsere Kinder so zu lieben, wie sie sind. Und ganz wichtig, dass gilt sowohl für Eizellspendenkinder wie auch für Kinder aus den eigenen Eizellen. Die bedingungslose Liebe beschreibt die Fähigkeit und die Bereitschaft, unsere Kinder anzunehmen, wertzuschätzen und zu würdigen – egal, was sie tun, wie sie aussehen oder wie sie sind. Die Fähigkeit, unser Kind bedingungslos in unser Herz zu schließen ist eine hohe spirituelle Disziplin. Dies bedeutet also auch, dass ich ein Eizellspenden-Kind genauso liebe wie ein Kind aus meiner eigenen Eizelle.
Alle unsere Beziehungen spielen sich auf der physischen Ebene, auf der psychologischen Ebene, in einer Welt, wo du und ich Bedürfnisse haben, aufeinander angewiesen sind, einander Versprechen geben und diese dann vielleicht auch wieder brechen ab. Und in letzter Konsequenz geht es um Wertschätzung. Wenn ich beispielsweise an meinem Kind die Fähigkeit «liebevoller Umgang mit anderen Kindern» wertschätze, so liegt das daran, dass ich meine Tochter oder meinen Sohn mir mit dieser Fähigkeit ein zentrales Bedürfnis erfüllt. Ich wertschätze also mein (Eizellspenden-)Kind, denn es ist mir ein Bedürfnis, dass es Menschen gibt, die genauso wie sie/er sind. Was aber wenn mein Kind nun plötzlich auf dem Spielplatz drauf losprügelt? Wird meine Wertschätzung womöglich aufhören? Dann wäre sie wohl eher nicht bedingungslos. Tja, aber ich liebe genau diese liebevolle Eigenschaft meines Kindes doch so sehr! Und was, wenn mein Kind nun genau diesen für mich «negativen» Ausbrecher von der Spender-Mamma hat? Das hätte mein Kind vielleicht nie getan, wenn es mein Eizell-Kind gewesen wäre!?
Glaubst du wirklich, das könnte angeboren oder vererbt sein? Glaubst du nicht auch vielmehr, dass es darum geht, unsere Kinder dafür zu lieben, was sie tun oder sie dafür zu lieben wer sie sind, egal aus welcher Zelle sie stammen? Auch Eizellspenden-Kinder müssen sich unsere Liebe nicht verdienen und die Liebe zu ihnen hängt nicht davon ab, wie sie sich verhalten, ob sie erfolgreich sind oder gute Manieren haben. Und mir persönlich kommt es auch nicht darauf an, wie sie aussehen, ob sie die gleicht Augenfarbe haben und ob sie mir wirklich gleichen. Viel zentraler für mich ist diese vielzitiere bedingungslose Liebe und ich glaube fest daran, dass dies die besten Voraussetzungen sind, dass sich meine Kinder selbst annehmen können, gedeihen können und zu Menschen heranwachsen, die sich so lieben, wie sie sind. Bedingungslose Liebe heisst eben auch, sein Kind in jedem Fall zu lieben- ganz egal, aus welcher Eizelle es kommt. Ist es nicht darum zentral, dass wir der bedingungslosen Liebe nahekommen, um als Eltern unseren (Eizellspenden-)Kindern eine glückliche und zufriedene Kindheit zu gewähren?